Bäuerliche Landwirtschaft stärken – Höfesterben stoppen


PRESSEMITTEILUNG zum Weltbauerntag – Berlin, 31. Mai 2022

Zum Weltbauerntag erklären der Obmann im Ausschuss für Landwirtschaft Karl Bär sowie die Berichterstatterin für die ländlichen Räume und das Lebensmittelhandwerk Dr. Anne Monika Spallek:


Die Anzahl der Bauernhöfe in der EU ist allein zwischen 2003 und 2016 von ungefähr 15 auf 10 Millionen gesunken. Der Rückgang der kleinen Höfe ist dabei besonders hoch: Ihre Zahl sank um 38 Prozent. So beschreibt es eine aktuelle Studie des EU-Agrarausschusses. Die Studie schätzt, dass bis 2040 weitere 6,4 Millionen Bauernhöfe verschwinden werden.


Das ist nicht verwunderlich: Denn das Fördersystem der europäischen gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) subventionierte Höfe jahrzehntelang nur über ihre Fläche. Für größere Betriebe wirkte das wie ein Wachstumsbeschleuniger. 80% der Subventionen gingen so in Deutschland zuletzt an 20% der Betriebe. Kleine Betriebe bekamen Kleinstbeträge, die keine Konkurrenzfähigkeit ermöglichten.
Dabei sind kleine bäuerliche Betriebe von fundamentaler Bedeutung für lebendige Dörfer und gute Wirtschafts- und Sozialstrukturen im ländlichen Raum. Sie sichern eine unabhängige regionale Versorgung und das Überleben vielfältiger Pflanzen- und Tierarten.


Wir brauchen deshalb dringend ein Umdenken in der Förderpolitik, mit dem Ziel die Höfe und die regionale Landwirtschaft zu erhalten. Betriebe mit wenigen Tieren brauchen besondere Unterstützung und degressive Förderstrukturen, sprich: Wer 20 Kühe im Nebenerwerb hat, muss pro Kuh mehr Hilfen bekommen als der Großstall mit hunderten von Kühen. Auch die Studie verlangt an diesem Punkt, in der GAP „den strategischen Schwerpunkt verstärkt zu verlagern“.


Es ist gut, dass die Bundesregierung die aktuelle Architektur der GAP bis spätestens zur Mitte der Legislaturperiode überprüfen und im Sinne der Zielerreichung anpassen will. Das bedeutet vor allem, dass Subventionen gestaffelt werden müssen – um kleinräumige Agrarstrukturen konkurrenzfähig zu halten, muss es für die ersten Hektar mehr geben als für große Agrarwüsten. Ähnliches gilt für die Tierhaltung: Die Bundesregierung stellt in den nächsten Jahren eine Milliarde Anschubfinanzierung für den klima- und tiergerechten Umbau der Haltung bereit.


Zudem müssen wir die regionalen Wertschöpfungsketten stärken und so Wertschöpfung auf die Höfe bringen. Öffentliche Kantinen wollen wir als stabile Abnehmer etablieren. Die Unterstützung des Lebensmittelhandwerks wie Mühlen, Bäckereien, Fleischereien und der Erhalt dezentraler Schlachtstrukturen spielt dabei eine zentrale Rolle und muss mit in die Unterstützungsstrukturen einbezogen werden.


Dass kleine Höfe ins Aus gedrängt werden, wurde von den Vorgängerregierungen viel zu lange einfach hingenommen. Es braucht große Anstrengungen, um die alte Logik des „Wachse oder weiche“ zu brechen – aber wir müssen damit beginnen.