Besuch bei der B. Lütkenhaus GmbH in Dülmen-Börnste

Dülmen. Beton ist ein Baustoff, der nicht gerade mit „grünem“ Bauen in Verbindung gebracht wird. „Umso lobenswerter ist das Ziel, Systeme zu entwickeln, um Beton einzusparen und an weiteren Lösungen füreine „grünere“ Baubranche zu forschen“, betonte Dr. Anne Monika Spallek (Bündnis90/Die Grünen) auf ihrer Sommertour beim Besuch bei der B. Lütkenhaus GmbH, dem Hersteller von Betonfertigteilen in Dülmen-Börnste.


Nachhaltigkeit bedeutet für die Firma Lütkenhaus neben der Frage nach der Umweltfreundlichkeit auch eine gesicherte Unternehmensnachfolge, Verantwortung für alle Mitarbeitenden sowie
eine stabile Wirtschaftslage des Unternehmens. Fünf Jahre haben sie anvisiert, um eine sichere
Betriebsübergabe – vom Vater an die Tochter Pia Lütkenhaus – auf solide Beine zu stellen.

Seit 1993 ist Ulrich Lütkenhaus als Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Unternehmens, welches Betonfertigteile, wie Decken, Wände, Balkone und Treppen produziert. Sein Vater Bernhard übernahm bereits von seinem Vater das Bauunternehmen und machte sich 1964 als Vorreiter in Fertigbeton-Deckenelementen einen guten Namen. Ulrich Lütkenhaus führte in der dritten Generation, die Robotertechnik ein, ließ Produktionsverfahren automatisieren und ein Hochregallager bauen. Firma Lütkenhaus beschäftigt heute 150 Mitarbeiter, wovon 35 in der Verwaltung angestellt sind. Ausgebildet werden hierIndustriekaufleute, IT-Systemadministratoren, Lagerlogistiker, Betonbauer und Betriebstechniker.


Dass die Baubranche sehr wohl für Frauen von Interesse sein kann, stellt Tochter Pia Lütkenhaus und
Ur-Enkelin des Firmengründers, gerne unter Beweis. Seit 2020 arbeitet die Wirtschafts-Ingenieurin
im Bauwesen im Betrieb und fokussiert dabei vor allem die Themen der Zukunft wie innovatives
Bauen und Nachhaltigkeit. „Wir wollen unseren CO2-Fußabdruck senken und grüner werden, deshalb
müssen wir unsere Zementrezepturen weiterentwickeln und anpassen. Zudem entwickeln wir aktuell
Systeme, welche eine deutliche Reduktion von Beton ermöglichen. In Kombination mit recyklierter
Gesteinskörnung, ein wichtiger Schritt,“ erklärt die 33-jährige Firmennachfolgerin. „Damit das gelingt,
arbeiten wir mit der RWTH Aachen und FH Münster zusammen.“


Fast jeder Quadratmeter Dachfläche auf dem Betriebsgelände ist mit Photovoltaikanlagen belegt. Der
Strom für die Produktion ist also zu 40 Prozent „hausgemacht“. Die Jungunternehmerin und die Bundestagsabgeordnete waren sich einig darin, dass moderne Häuser so geplant und konstruiert werden müssen, dass eine einfache Umnutzbarkeit jederzeit möglich ist. „Wir müssen uns mehr einem effektiven Modulbau z.B. mit CO2 reduzierten Betonfertigteilen widmen, um Gebäude sehr schnell und somit kostengünstig zu bauen, ohne jedoch den Fokus auf eine umweltfreundlichere Baubranche zu verlieren. Für einen energieeffizienten Gebäudebetrieb sind zum Beispiel unsere Thermowände, die Klimadecke, aber auch einige sich noch in der Entwicklung befindlichen Produkte hervorragend geeignet“, erklärte Pia Lütkenhaus.


Derzeit produziert die B. Lütkenhaus GmbH pro Jahr etwa 100.000 Kubikmeter Beton, mit 35.000
Tonnen CO2-reduzierten Zement und 20.000 Tonnen recycelten Stahl. Hieraus entstehen jedes Jahr
etwa 750.000 Quadratmeter Decken, 250.000 Doppelwand und 1.250 Treppen. Der Umsatz liegt
jährlich zwischen 49 und 50 Millionen Euro.


Der Seniorchef machte zudem deutlich, dass der Bürokratieaufbau – um nur ein Stichwort zu nennen:
Lieferketten-Sorgfaltsgesetz – Unternehmen wie seinem, die Effektivitätssteigerung deutlich
erschwert. Diese Thematik war der Bundestagsabgeordneten nicht unbekannt. Es heißt, dass 30
Prozent der der auf Digitalisierung beruhenden Effizienzsteigerung durch Bürokratieaufbau wieder
relativiert werde. „Dieses Problem haben wir geerbt und wurde nicht von der Ampelkoalition
verursacht“, ließ Dr. Spallek durchblicken und versicherte: „Wir arbeiten dran!“