30 Schwalbennester auf der Tenne, einen Turmfalken unterm Dach und Kiebitze auf dem Maisacker. Das klingt nach idyllischem Landleben. Ist es auch, aber nicht nur. Denn mit dem Höfesterben ist auch unsere Kulturlandschaft in Gefahr.
Andrea und Josef Selting – “wir haben Landwirtschaft immer mit Leidenschaft betrieben” – hatten mich zu einem Besuch nach Empte eingeladen, auf ihre Hofstelle, die 125 Jahre alt ist. Allerdings stehen die Gebäude heute überwiegend leer. Wo es bis vor fünf Jahren 1.000 Mastplätze gab, stehen heute noch neun Mutterkühe. Hauptsächlich wird auf dem Hof Selting heute Ackerbau betrieben, Silomais an eine Biogasanlage geliefert und im Gegenzug deren Gärreste aufgenommen, um sie als Dünger für ihre Felder zu nutzen.
In der Nachbarschaft, wo es einmal sieben Höfe im Haupterwerb gab, existiert heute nur noch einer. Seinerzeit organsierten und teilten sie sich den Maschinenpark. Jetzt haben sie sich zur Energiegemeinschaft Empte GBR zusammengefunden, die zwei Windräder bauen will – “ohne externe Projektierer, das können wir auch selber!”, betonte Nachbar Christian Bertling.
Im Gespräch wurde einmal mehr deutlich, welche bürokratischen Hürden mit derartigen Projekten verbunden sind. Das müssen wir unbedingt verschlanken und dafür werde ich mich auch in Berlin stark machen!
Für die Neuausrichtung von landwirtschaftlichen Betrieben in neue und auch innovative Geschäftsmodelle, bietet das neue „Chancenprogramm Höfe“, das ich in den Haushalt bringen konnte, eine sehr gute Unterstützung. Das Programm ist für drei Jahre mit 57 Millionen Euro ausgestattet. Derzeit werden die Details noch ausgestaltet. Geplant ist der Start des Programms für den Spätsommer.
Ferner beklagten die Landwirte, dass die Flächen von Höfen, die aufgeben, von den großen Bauern zusammen gepachtet werden und immer an die Meistbietenden gehen. Ein echtes Problem. Zumindest die öffentlichen Flächen sollten anders verpachtet werden. Hier plädiere ich schon lange für ein Punktesystem, über welches auch nachhaltige Kriterien, Existenzgründer und Quereinsteiger besser berücksichtigt werden, so wie es jetzt auf Beschluss der Ampel bei den BVVG Flächen in Ostdeutschland erfolgreich angewandt wird. Das könnte auch die Politik hier vor Ort (Rat, Kreistag) umsetzen.
Auch sei es kein Geheimnis, dass der Bauernverband doch häufig eher nur die großen Betriebe vertrete. Beispielsweise befürworte er keine Kappung bei der Agrardieselbeihilfe, wie es sie schon mal gab und wie es die ABL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL e.V., www.abl-ev.de) auch unterstützt. Gerade das könnte doch den hiesigen eher kleineren Betrieben sehr helfen. Dafür werde ich mich weiter einsetzen.