Berlin, 26.08.2024 – Zur Ankündigung eines Biomassepakets erklärt Dr. Anne Monika Spallek, MdB, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und Berichterstatterin der grünen Bundestagsfraktion für ländliche Räume:
„Ich begrüße es sehr, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ein umfassendes „Biomassepaket“ angekündigt hat. Flexibel nutzbarer Strom aus Biomasse soll dazu beitragen, die wetterabhängigen Schwankungen der Stromerzeugung aus Sonne und Wind auszugleichen. Außerdem sollen Biomasseanlagen stärker in die Wärmeversorgung integriert werden und prioritär auf Basis von Reststoffen betrieben werden. Damit sollen die vielen Biomasseanlagen jetzt eine sinnvolle Perspektive bekommen. Dafür hatte ich mich auch persönlich eingesetzt, denn es steckt viel graue Energie und Geld in den bestehenden Biogasanlagen. Gleichzeitig können damit unnötige Investitionen in Wasserstoffkraftwerke vermieden werden. Denn mit Biogas können wir, wenn wir auf Systemdienlichkeit setzen, gezielt die Lücke füllen, die bei der Energieerzeugung durch Wind und Sonne entsteht und so weiterhin regionale Wertschöpfung in den ländlichen Räumen schaffen. Eine urgrüne Idee, die auch weiterhin gut ist, wenn wir auf Abfall- und Reststoffe und Flexibilisierung setzen. Beispielsweise können Mist, Maisstroh anstelle der gesamten Maispflanze oder auch der Aufwuchs von Kleegras eingesetzt werden. Letzteres wird bspw. zur besseren Stickstoffversorgung der Böden in die Fruchtfolge integriert. Wenn Leguminosen als Biogassubstrat eingesetzt werden, kann der Stickstoff durch den anaeroben Abbau in eine schnell pflanzenverfügbare Form umgewandelt und als Biogasgärrest dann wieder bedarfsnah eingesetzt werden.
Weil Biogas im Vergleich zu Windkraft und PV sehr ineffizient ist und viel Fläche braucht, wenn dafür extra Pflanzen angebaut werden müssen, liegt die Zukunft nur in den Abfall- und Reststoffen und der Flexibilisierung. In den letzten Jahren hat sich da bereits vieles getan, sodass Biogas heute eine andere Rolle einnimmt als noch zu Beginn des Jahrtausends. Während zu Anfang der Energiewende die Grundlastfähigkeit noch als Vorteil galt, hat sich das durch den starken Anstieg der Anteile von Wind- und Sonnenstrom verändert. Denn natürlich ist eine dauerhafte Einspeisung von vergleichsweise teurem Strom aus Biogas auch dann, wenn die Nachfrage schon vollständig durch Wind- oder Sonnenstrom gedeckt werden kann, nicht sinnvoll. Bisher nutzt nur ein Drittel aller Anlagen die entstehende Wärme, sodass ein Großteil davon ungenutzt verloren geht. Der anfänglichen Kritik an einer Förderung monotoner Anbaufolgen („Vermaisung der Landschaft“) wurde zwischenzeitlich aber durch verschiedene Maßnahmen begegnet, sodass der Maisanteil immer weiter reduziert werden muss. Und im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung hat die Wärmenutzung jetzt an Bedeutung dazu gewonnen.
In meinem Wahlkreis hatte ich dazu viele Gespräche auf den Höfen geführt und daraufhin eine Initiative angestrengt. Auch das BMEL hatte sich immer für eine sinnvolle Folgenutzung durch eine stärkere Flexibilisierung und einen weitgehenden Erhalt des Anlagenbestands eingesetzt. Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass es jetzt ein Biomassepaket geben wird. Nun wird es auf die Ausgestaltung der Details ankommen.“
Foto: Rasi57, Biomassekraftwerk Lünen, CC BY-SA 3.0