Nottuln. Weissensee? Ist unter anderem durch die gleichnamige Fernsehserie bekannt. In diesem Stadtteil hinter dem Prenzlauer Berg wohnten die 45 Teilnehmenden der viertägigen politischen Bildungsreise nach Berlin zu der Dr. Anne Monika Spallek eingeladen hatte.
„Ich habe jetzt einen ganz anderen Blick auf die politische Arbeit bekommen. Und: Diejenigen, die entscheiden und in der Verantwortung stehen, haben mehr Respekt und Wertschätzung verdient,“ resümierte eine Teilnehmerin abschließend. Mit von der Partie waren neben ehrenamtlichen Engagierten, Teilnehmende von Nottuln & Friends, dem Dettener Dorfladen, IBP Coesfeld (Interkulturelle Begegnungsprojekte), auch Menschen mit Handicap (Sozialwerk St. Georg Dülmen). Gerade diese Gruppe verblüffte – nicht nur die Referenten – im Bundestag und im Ministerium durch ihre gezielte Fragestellung und politische Neugier.
„Unsere Fahrten sind immer inklusiv. Das ist Win-Win für alle Beteiligten“, betonte die Bundestagsabgeordnete, selbst zwei Tage mit von der Partie, wodurch sich ausreichend Zeit für den Austausch ergab.
Der Besuch im Bundestag machte deutlich, dass Präsenz der MdB und Fraktionen bei Debatten im Plenum, nicht zwangsläufig mit Arbeitseifer gleichzusetzen sind. Gut strukturierte Abgeordnete besuchten gezielt ihre Themen und seien ansonsten in ihren Ausschüssen oder anderweitig im Einsatz. Sichtbares „Handy-daddeln“ der Abordneten sei auch kein Zeitvertreib, sondern heutzutage auch Dienstwerkzeug. Spannend, dass seit 2017 mit dem Einzug der AFD in den Bundestag die Zahl der Ordnungsrufe deutlich gestiegen ist.
Für den Spaziergang am Nachmittag eignete sich der Prinzessinnengarten in Neukölln. Auf dem ehemaligen Alleequartiersfriedhof betreibt ein Kollektiv einen Gemeinschaftsgarten mit Umweltbildung, einer Staudengärtnerei, Grünberatung und dem Hofladen und zeigt somit, wie eine sinnvolle Weiternutzung von stillgelegten Friedhöfen aussehen kann.
Einen schönen Ausblick auf die beindruckende Berliner Architekturkulisse durfte bei einer abendlichen sonnigen Spreefahrt genossen werden.
Beim Besuch im Finanzministerium war zu erfahren, dass dort 1.000 Mitarbeiter arbeiten. Das Gebäude, ursprünglich als Reichsluftfahrtministerium nach Nazi-Ideologie gebaut, fungierte zu DDR-Zeiten als Haus der Ministerien, nach der Wiedervereinigung war es Sitz der Treuhandgesellschaft bis dort 1999 das Bundesfinanzministerium einzog. Es bietet 2.100 Räume, 6,8 Kilometer Korridore und erstreckt sich über sechs Fußballfelder, was etwa 56.000 Quadratmetern entspricht.
Dass Demokratie kein Selbstläufer ist, wurde einmal mehr beim Besuch in der Bundeszentrale für politische Bildung deutlich. Auch, dass in den sozialen Medien häufig Faktum und Meinung verwechselt werden, was zu Fake-News führe. Dabei habe gerade das Licht der Öffentlichkeit eine reinigende Kraft.
Sehr beeindruckend war für alle der Vortrag bei „Back on track“, dem Verein, den die Schapdettenerin Petra Becker gründete. An vier Standorten wird hier mit 140 (geflüchteten) Mentor*innen selbstorganisiertes Lernen für 1.000 geflüchtete Jugendliche vermittelt.
„So macht politische Bildung Spaß und Sinn und macht Lust auf mehr“, hieß es abschließend aus der Runde.