Ausgangslage
Frauen leisten seit jeher einen bedeutenden Beitrag in der Landwirtschaft und in ländlichen Räumen. Sie sind als Betriebsleiterinnen, mitarbeitende (Ehe-)Partnerinnen, Angestellte sowie in Familien und im Ehrenamt tätig. Dennoch haben sie in Deutschland nach wie vor keinen gleichwertigen Zugang zu Höfen, Boden, Kapital, Altersabsicherung und fairer Bezahlung. Ihre Leistungen werden nach wie vor nicht ausreichend gewürdigt.
Das haben wir geschafft
Die Studie „Frauen.Leben.Landwirtschaft“ von2022, gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), bietet erstmals umfassende Einblicke in die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft. Die Studie zeigt erhebliche Zugangsbarrieren: Nur elf Prozent der Betriebe werden von Frauen geleitet, und bei der Hofnachfolge liegt der Frauenanteil bei nur achtzehn Prozent. Deutschland zählt damit zu den Schlusslichtern in Europa. Als großes Problem zeigt sich die Altersvorsorge. Ein Drittel der Frauen empfindet ihre Altersvorsorge als unzureichend. Bei unterschiedlichen Erwerbsbiografien kommt es zu Versorgungslücken, wenn Beitragszeiten unterschiedlicher Träger nicht anerkannt werden. Bei Krankheit oder Scheidung droht vielen Frauen so Altersarmut (Landfrauenstudie).
Die Studie liefert wertvolle Daten zur Verbesserung der Situation von Frauen in der Landwirtschaft und war ein wichtiger erster Schritt. Gemeinsam mit der grünen Bundestagsfraktion habe ich mich für die Umsetzung der Handlungsempfehlungen eingesetzt und bereits viel erreicht. Mit einem Maßgabebeschluss im Haushaltsausschuss wurde ein umfassendes Frauenmentoring- und Beratungsprogramm der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) initiiert. Zu den neuen Maßnahmen gehören die Prüfung genderspezifischer Präventions- und Beratungsangebote, die Erprobung neuer Zugangswege zur Beratung (digital, telefonisch und vor Ort) sowie die Vernetzung mit Kooperationspartnern. Zudem wurden genderspezifische Gesundheitsangebote wie telemedizinische Versorgungsangebote für Frauen entwickelt. Ab dem 01.01.2024 erhalten auch Personen unter 55 Jahren regelmäßig Rentenauskünfte. Darüber hinaus werden Frauen bei der Unternehmensgründung durch ein Coaching in Zusammenarbeit mit der Rentenbank unterstützt.
Das bleibt zu tun
Die begonnenen Umsetzungsschritte müssen in der nächsten Legislatur fortgesetzt werden. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) sowie der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) braucht es eine stärkere Berücksichtigung und gezielte Förderung von Frauen und ihren Erwerbsbiografien. Zum Beispiel sollte die Förderung von Junglandwirten und Junglandwirtinnen zu einer Existenzgründungsprämie weiterentwickelt werden. Zudem ist es wichtig, den Frauenanteil in landwirtschaftlichen und ländlichen Verbänden aktiv zu erhöhen, um ihre Interessen zu vertreten. Frauen sind in ländlichen Räumen auf gute Infrastruktur, Kinderbetreuung und wohnortnahe Grundversorgung angewiesen und spielen eine zentrale Rolle im Ehrenamt. Es ist an der Zeit, ihre Leistungen anzuerkennen und geschlechtergerechte Strukturen zu schaffen.
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