Obst- Gemüse- und Gartenbau – wichtig für ein nachhaltiges und gesundes Ernährungssystem

Ausgangslage

Die Klimakrise und die dadurch immer häufigeren und stärkeren Extremwetterereignisse machen dem Obst-, Gemüse- und Gartenbau zunehmend zu schaffen und führen zu immer mehr Ernteausfällen. Spätfröste in 2024 haben besonders in Ost- und Süddeutschland im Obst- und Weinbau erhebliche Schäden verursacht. Insgesamt beliefen sich die Schäden auf rund 286 Millionen Euro. Je nach Kultur und Standort betrugen die Ertragsausfälle im Obstanbau zwischen 20 bis 100 %.

Gleichzeitig empfiehlt die Planetary Health Diet, den Verzehr von Obst und Gemüse zu verdoppeln und den von Fleisch und Zucker zu halbieren. Nur so können wir uns und den Planeten gesund erhalten. Ziel muss es daher sein, die Ernährungsumgebungen so zu gestalten, dass es für alle Menschen einfach ist, sich gut und gesund zu ernähren. Denn viele Familien können sich eine gesunde und nachhaltige Ernährung gar nicht leisten. Zudem liegt der Selbstversorgungsgrad bei Obst nur bei 20% und bei Gemüse bei 38%. Gerade in Krisenzeiten, wenn Lieferketten zusammenbrechen, liegt darin eine gefährliche Abhängigkeit.

Und faire Preise gibt es erst, wenn die externen ökologischen Kosten der industriellen Landwirtschaft von rund 90 Milliarden im Jahr und die ernährungsbedingten Gesundheitskosten von rund jährlich 60 Milliarden Euro konsequent internalisiert werden. Eine aktuelle Langzeitstudie der TU München zu den „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus” zeigt, dass Bio-Betriebe jährlich 750 bis 800 Euro je Hektar an Klimafolgekosten vermeiden.

Was haben wir erreicht?

Es gab 2022 Krisenbeihilfen und im September 2023 über EU-Mittel ein Hilfspaket des BMEL von 36 Millionen für den Freilandobstbau-, Hopfen- sowie regionale Weinbaubetriebe. Auch 2024 flossen wieder 46,5 Millionen Euro an EU-Krisenhilfen gezielt an die betroffenen Betriebe. Dabei haben wir uns für eine Kappung bei 15.000 Euro eingesetzt, damit kleinere Betriebe stärker profitieren. Auch bei den Energiepreisbremsen hatten wir darauf geachtet, dass die kleineren Betriebe faire Bedingungen im Vergleich zur Industrie bekommen. Ich habe mich damals sehr dafür eingesetzt, dass bei der Strompreisbremse bereits ab 30.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ein einheitlicher Industriepreis von 13 Cent pro Kilowattstunde gilt. Das hat vielen auch kleineren Betrieben in der Krise sehr geholfen.

Wir haben die erste Ernährungsstrategie für Deutschland auf den Weg gebracht. Sieben Regionen erhalten eine Förderung als Modellregionen für die Ernährungswende vor Ort.

Das Bundesprogramm Energieeffizienz wurde vereinfacht und Fördersätze erhöht. Damit werden Beratungen und Investitionen gefördert, die CO2 Einsparungen bringen. Ebenso fördern wir nachhaltigen und resilienten Anbau über die Investitionsförderung für Maschinen und Geräte für eine boden- und damit auch klima- und insektenschonende Bodenbearbeitung. Hiervon profitiert aber vor allem endlich auch der Bereich der Sonderkulturen.

Ich habe mich von Anfang an dafür eingesetzt, dass wir auch den Obst- und Gemüsebau endlich mehr stärken. So forderten wir ein Schnellgutachten, wie die Zukunftsperspektive der Betriebe verbessert werden könnte. Daraus wurde ein Maßnahmenpaket zur Zukunft des Gartenbaus erarbeitet, das aus dem Zukunftskongress Gartenbau 2022 entstand und die Praxis der konventionellen und ökologischen Produktion beteiligte. Zentrale Bereiche, die für Maßnahmen identifiziert wurden, waren die Energie- und Wassereffizienz, Klimaresilienz, der Neustart der Gartenbauwissenschaften und die Öko-Züchtung.

Was bleibt zu tun?

Produzent*innen sollen von ihrer Arbeit leben können und fair entlohnt werden. Wenn sie umweltfreundlich arbeiten, sollen sie eine einkommenswirksame Unterstützung erhalten. Bis 2030 sollen 30 Prozent Öko-Fläche bis 2030 erreicht werden. Ein wichtiger Hebel hierbei ist die Außer-Haus Verpflegung.

Für alle Menschen in Deutschland soll es möglich und einfach sein, sich gut, nachhaltig und gesund zu ernähren. Die Ernährungsstrategie setzt auf ein vielseitiges Essen in Kitas, Schulen und Kantinen und ein reicheres Angebot an gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln in Supermärkten. Eine vielseitige Ernährung mit viel Gemüse und Obst soll zum Standard werden. Denn laut Robert Koch-Institut essen weniger als die Hälfte der Frauen und nur etwa ein Viertel der Männer täglich Gemüse und Obst. Ich sehe auch eine große Chance für einen besseren Absatz regionaler Lebensmittel in einer glaubwürdigen Regionalwerbung. Der gesunde Weg muss der einfache Weg werden. Dafür braucht es eine kohärente Ernährungspolitik.

Das Maßnahmenpaket muss konsequent umgesetzt werden und Verbesserungen bei der Klimaresilienz sowie Energie- und Wassereffizienz erreicht werden. Auch der Neustart in der gartenbauwissenschaftlichen Forschung und Ausbildung an Universitäten ist dringend notwendig. Zudem müssen wir die Öko-Züchtung endlich voranbringen und Züchtungsforschungsinstitutionen sowie ökologische Züchtungsinitiativen besser unterstützen. Ich finde es dramatisch, dass wir zwar für den Umbau der Tierhaltung 1 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt finanzieren, aber für mehr Obst, Gemüse im eigenen Land viel zu wenig Geld investieren. Dass wir das endlich ändern, dafür setze ich mich ein.

Weiterführende Links:
Interview Fachgruppe Obstbau

Gastbeitrag Gemüse Online

Gastbeitrag in der Zeitschrift Öko Obstbau

TUM Studie zu Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus

Investitionsförderung von Maschinen und Geräten zur Stärkung der natürlichen Bodenfunktionen in Agrarlandschaften im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz (ANK)

Pressemitteilung zur Zukunft des Gartenbaus

Pressemitteilung Förderaufruf BULEplus

Pressemitteilung regionalen Obstbau stärken

Stand der Umsetzung des Maßnahmenpakets