Zu Gast im Merfelder Bruch

Dülmen. Der erste Wolfsriss im Merfelder Bruch liegt etwa vier Jahre zurück. Das getötete Damwild,
das seinerzeit auf offener Fläche innerhalb des Wildpferdegeheges gefunden wurde, war ganz
offensichtlich dem Canis Lupus zum Opfer gefallen. Untersuchungen des Landesamtes für Natur,
Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) bestätigten den Täter. Ein weiterer Riss folgte 2022. Diese
Ereignisse machten dem Herzog Rudolph von Croӱ, als Besitzer von 500 Hektar im Merfelder Bruch,
den akuten Handlungsbedarf deutlich, was ihn dazu bewog, rund um die Fläche einen wolfssicheren
Zaun zu bauen.


Die Gefahr, dass weiteres Wild oder die Dülmener Wildpferde zu Schaden kommen würde, war
natürlich gegeben. Viel schlimmer noch skizziert der Herzog jedoch die Vorstellung, dass „die Herde
in Panik gerät und auf die anliegenden Straßen rennt. Da sind wir in der Verkehrssicherungspflicht
und wie soll das gewährleistet werden bei rund 500 Pferden? Der Schaden könnte von
unvorstellbarem Ausmaß sein und Menschenleben gefährden“.


Unlängst waren die Bundestagabgeordneten Dr. Anne Monika Spallek, selbst Inhaberin eines
Pferdehofes in Billerbeck, und ihre MdB-Kollegin Laura Kraft (Siegen-Wittgenstein) zu Gast in dieser
ursprünglichen Naturlandschaft von Wiesen-, Moor- und Heideflächen, Nadelwäldern und
Eichenbeständen.


Zusammen mit dem Herzog und dem Erbprinzen Carl-Philipp und einigen Grünen des Dülmener
Ortsverbandes und dem Kreisverband konnte nicht nur die beeindruckende majestätische Herde der
Wildpferde besucht, sondern auch der neu angelegte Wolfszaun in Augenschein genommen werden.
Zehn Kilometer lang ist er, 0,40 m tief und etwa zwei Meter hoch. „Dafür war es notwendig Schneisen
schlagen und Bäume fällen“, erklärte der Herzog und ergänzte, dass das eine Investition von etwa
750.000 Euro gewesen ist, wovon allein der Zaun als solches mit 680.000 Euro zu Buche schlug. Nur
sechs Wochen dauerte die Installation, die „mit vereinten Kräften und entsprechendem Fachpersonal
angelegt, und von bestem Wetter flankiert wurde“, so Erbprinz Carl-Philipp. Zeitintensiver sei dafür
der bürokratische Aufwand gewesen, der Genehmigungen der Baubehörden von Stadt und Kreis,
Forst- und Wasserwirtschaftsamt, Forst- und Wasserwirtschaftsamt und der Landwirtschaftskammer
einforderte.


„Es ist deutlich geworden, wie aufwändig und teuer das in der Anschaffung, aber eben auch im
Unterhalt ist. Das ist kaum von jedem Pferde-, Schaf- oder Rinderhalter zu leisten, deshalb ist es
wichtig, dass der Staat hier mit guten Förderinstrumenten unterstützt, und zwar nicht nur für den
Zaun an sich, sondern auch für den Aufbau und den Unterhalt. Aber es macht keinen Sinn, ganze
Landschaften so einzuzäunen. In Regionen wie hier mit extrem viel Pferdehaltung und Tieren auf den
Wiesen müssen wir auch zu anderen Lösungen kommen“, erklärte Dr. Anne Monika Spallek.
Dazu Laura Kraft: „Das Wildpferdeprojekt im Merfelder Bruch ist einzigartig und verdient unsere volle
Unterstützung. Es zeigt, wie wichtig es ist, solche wertvollen Naturlandschaften zu schützen. Damit
solche Initiativen langfristig bestehen können, müssen wir gute Rahmenbedingungen schaffen. Nur so
können wir sicherstellen, dass Projekte wie dieses eine Zukunft haben.“


Jährlich nutzen etwa 25.000 Besucher die Gelegenheit, unter anderem mit Forstinspektorin Friederike
Röwekamp, das naturbelassene Gelände und die Herde außerhalb des Wildpferdefanges zu
besuchen, davon sind etwa 20 Prozent Kinder und Jugendliche. Für den alljährlichen Wildpferdefang,
bei dem die einjährigen geschlechtsreifen Hengste rausgefangen werden, um Inzucht zu vermeiden,
sind die beliebten 15.000 Eintrittskarten binnen weniger Minuten verkauft sind. Wen wundert’s. Ist
dieses öffentliche Spektakel weit und breit einmalig.