„Die systemrelevanten Lebensmittelhandwerksbetriebe wie zum Beispiel Bäckereien und Fleischereien profitieren derzeit noch nicht von den Fördermaßnahmen in der Energiekrise. Weder vom Energiekostendämpfungsprogramm für besonders energieintensive Branchen, noch von den Geldern über das Hilfsprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Deshalb setzen wir uns derzeit mit Hochdruck für eine Ausweitung des Energiekostendämpfungsprogramms und zielgerichtete Hilfen für das Lebensmittelhandwerk ein. Denn, wenn wir die Handwerksbäckereien und -metzgereien jetzt nicht sofort ergänzend mit Hilfen unterstützen, werden wir ein dramatisches Sterben im Lebensmittelhandwerk in den nächsten Monaten erleben“, mahnt die Berichterstatterin für das Lebensmittelhandwerk der grünen Bundestagsfraktion Dr. Anne Monika Spallek.
Die deutschen Handwerksbäckereien trifft laut Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e. V. eine enorme Kostenexplosion. Die Preise für Mehl und andere Rohstoffe seien seit dem Ukrainekrieg bis zu 80% gestiegen. Handwerksbäckereien betrieben ihre Öfen zu rund 70% mit Gas. Hier sei eine Verdreifachung bis Verzehnfachung der Preise zu erwarten, beim Strom eine Verdoppelung bis Verdreifachung. Die Gasumlage verschärfe die Situation zusätzlich. Die Betriebe könnten die dramatischen Kostensteigerungen nur begrenzt an Kunden weitergeben, weil sie sich im harten Preiswettbewerb mit der Industrie befänden. Hinzu kämen laut dem Verband die steigenden Personalkosten durch die Anhebung des Mindestlohns. Ähnliche Sorgen äußert das Fleischerhandwerk. Die ständige Kühlung und Erhitzung des Fleisches benötige große Mengen an Energie und die enormen Preissteigerungen stellten die Kalkulation der Fleischer auf den Kopf. Diese seien in der Inflation aber nicht an den Kunden weiterzureichen, äußert sich der Deutsche Fleischer-Verband.
„In den letzten zehn Jahren haben wir wegen der großen Konzentrationsprozesse im Lebensmittelhandwerk bereits 30% aller Bäckereien verloren. Die Zahl der Fleischereien ist bundesweit von 2010 bis 2020 um 27 % zurückgegangen. Jetzt, in der Energiekrise dürfen wir auch deshalb keine einzige Handwerksbäckerei oder -metzgerei mehr alleine lassen“, erklärt Dr. Anne Monika Spallek.
„Wir haben im Koalitionsvertrag verbindlich vereinbart, dass wir regionale Wertschöpfungsketten stärken wollen. Dafür sind auch Handwerksbäckereien und -metzgereien essentiell. Brot und Fleisch sind Grundnahrungsmittel. Handwerksbäckereien und -fleischereien sichern die Nahversorgung, stehen im engen Kontakt mit den Landwirt*innen, Müller*innen, Schlachtereien, erhalten alte Rezepte und Verarbeitungsmethoden jenseits von Massenware, sichern vor Ort die nachhaltige möglichst klimafreundliche Produktion, schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Sie schützen uns als Bestandteil der Nahrungsmittelkette vor Abhängigkeiten.“