Gut Alt werden in ländlichen Räumen

Wir werden als Gesellschaft immer älter. Gleichzeitig sind viele Menschen bis ins hohe Alter aktiv und wollen selbstbestimmt leben. Aber in weniger dicht besiedelten ländlichen Regionen ist die Demografie schon heute eine Herausforderung. Es mangelt oft an erreichbaren Hausärzten oder einer Bäckerei im Ort, an barrierefreiem Wohnraum und Mobilitätsmöglichkeiten oder Treffpunkten. Wir brauchen mehr altersfreundliche Strukturen, die ein langes, selbstbestimmtes Leben auf dem Land ermöglichen. Denn 61% der Hochaltrigen brauchen eigentlich kaum Unterstützung in ihrem Alltag. Ältere Menschen sollen in ihrem gewohnten Umfeld so lange wie möglich bleiben können.

Viele Menschen in den ländlichen Räumen ergreifen frühzeitig die Initiative, Bündnisse für Wohnprojekte zu finden oder ehrenamtliche Unterstützungsstrukturen aufzubauen. Klar ist, dass der Staat in der Verantwortung bleiben muss, für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen. Ergänzend dazu ist der Zusammenhalt in den Gemeinden ein großes Potenzial, über gemeinschaftlich organisierte Strukturen eine gute Versorgung und Teilhabe im Alter sicherzustellen. Ländliche Räume sind Chancenräume, vieles kann in der Gemeinschaft und in Kombination von Haupt- und Ehrenamt gelöst werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Was haben wir erreicht?

Hier hat die Ampel bereits einiges erreicht. Mit der Krankenhausreform haben wir die flächendeckende und zuverlässige Grund- und Notfallversorgung gesichert. Krankenhäuser in Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte oder schwacher Infrastruktur erhalten mit der Reform eine stabile Zukunftsperspektive. Mit dem Pflegeunterstützungs- und entlastungsgesetz haben wir höhere Pflegeleistungen und mehr Transparenz für Pflegebedürftige erreicht. Gleichzeitig haben wir für eine bessere Bezahlung für Auszubildende und Pflegekräfte gesorgt. Mit der Einsamkeitsstrategie wurde erstmalig die Sichtbarkeit des Themas Einsamkeit adressiert. Die Strategie sieht vor, Hilfsangebote vor Ort bekannter zu machen. Kommunale Angebote und Vernetzung sind wichtige Bausteine. Zudem wurde die neue Engagementstrategie des Bundes in dieser Legislatur erstmalig in einem breit angelegten Beteiligungsprozess erarbeitet. Ziel der neuen Strategie ist es, Zugang zu Ehrenamt für alle zu verbessern, Wertschätzung zu steigern und Engagierte vor Überlastung und Angriffen zu schützen.

Was bleibt noch zu tun?

Um in ländlichen Räumen gut alt werden zu können, wollen wir mehr gemeinschaftliche und inklusive Wohnprojekte für alle Generationen. Von einzelnen altersgerechten Wohnungen unter einem Dach über Mehrgenerationen-Wohnprojekte bis hin zu Senior*innen-Wohngemeinschaften mit geteiltem Gemeinschaftsraum – es gibt bereits viele tolle Beispiele wie „Jung-wohnt-bei-Alt“-Projekte oder Pflegebauernhöfe. Solche Wohnformen ermöglichen gemeinschaftlich organisierte Freizeit-, Einkaufs- und Unterstützungsangebote sowie gesundheitliche Versorgung, Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung. Förderangebote für gemeinschaftliche Wohnformen im Alter sollten gestärkt und Beratung ausgebaut werden. Ergänzend sollten Unterstützungsstrukturen ausgebaut werden, wie beispielsweise Gemeindeschwestern, Gesundheitskioske und Seniorenbegleiter und -begleiterinnen. Im Bereich Gesundheit und Pflege braucht es gut erreichbare, dezentrale Angebote mit digitaler Unterstützung. Mobile Versorgungsstrukturen und Digitalisierung können das Angebot vervollständigen.

Im Bereich Mobilität gilt es, die viel versprechenden Modellprojekte der letzten Jahre aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung in die Breite zu bringen. Beispiele sind Projekte für kostengünstigen Pedelecverleih oder die Integration von Taxifahrten in das ÖPNV-Angebot. Auch im Bereich Nahversorgung gibt es tolle Beispiele für innovative Dorfladenkonzepte oder die Kombination von Logistik und ÖPNV. Wir Grüne wollen außerdem eine Mobilitätsgarantie für ÖPNV-Anbindung im Stundentakt. Das werden wir in ländlichen Räumen vor allem mit dem Ausbau von Shuttle-Services erreichen.

Zu gesellschaftlicher Teilhabe gehört jedoch weit mehr als ÖPNV und Internetanschluss. Kulturelle Teilhabe und Gemeinschaft sind ebenso wichtig. Dazu brauchen wir einen Ausbau der sogenannten Dritte Orte, z.B. Bibliotheken oder Kulturzentren, die Begegnung möglich machen und den Zugang älterer Menschen zu bürgerschaftlichem Engagement. Die Verknüpfung von Mehrfunktionshäusern mit Mobilitätsstationen ist ein Ansatz, der weiterverfolgt werden sollte.

Die vielen existierenden Projekte zeigen, dass innovative Lösungen oft aus den Regionen selbst kommen. Sie können Inspiration und Leitfaden sein.

Weiterführende Links:

Beispiel Niedersachsen: https://lwg.fgw-ev.de/modellprojekte/alt-werden-gemeinsam-wohnen-technik-begegnung-fuer-ein-besseres-leben-im-alter-braunschweig-salzgitter-vrees/

Beispiel Rheinland-Pfalz: https://www.zukunft-pflegebauernhof.de/

Beispiel Saarland: https://patenmitherz.de/

Beispiel Thüringen: http://www.stiftung-landleben.de/

Einsamkeitsstrategie

Engagementstrategie

Land.Mobil

Land.Versorgt